hen undsein Gespräch mitden eulogianischen Priestern

ohne die Anwesenheit von Vertretern der Nazibehörden.
DieEntscheidung derRegierung Preußensvom14.
März1936überdie Verleihung des Status einer Körper-

schaftdesöffentlichenRechtsunddiegleichzeitigeBe-

stätigung der „Verfassung“ der Diözese, wodurch ihreAn-

erkennungdurchdenStaatbestätigtwurde,stelltedie

KarlovitzerDiözeseunterdiestrenge KontrolledesRe-

gimes. Aber obwohl für die Einsetzung von Priestern und

Ernennung von Mitgliedern des Diözesanrates das„staat-

liche Einverständnis“ in Formeiner Sanktion der Gestapo

unddesKirchenministeriumsvonnötenwar,kannman

mitÜberzeugungsagen (da unter denDokumenten des

K i rchenministeriums

b einahe

alle

persönlic hen

A n g e-

legenheiten dieser ArtvomMomentder Bestätigung der

„ Verfassung“biszumEndedesZweit en Weltkriegeser-

haltensind),daßkeineeinzigevomHauptderDiözese

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Metropolit Anastasij mit den Bischöfen während des II. Ausland-
konzils 1938

v o rgeschlagene Kandidatur von den Behörden abgelehnt

wurde. Ausgehend von der Versetzung von Priestern kann

manauchsagen,daßeskeineAblehnungvonKandi-

daturen außerhalb der schriftlichen Prozedur gab. Als mit-

t e l b a r e Bestätigung dafür dient auch die Tatsache, daß der

Inhalt der Gespräche bei Begegnungen mit Ve r t retern der

russisc henorthodoxenGemeindenmitBeamtenandere r

B e h ö r den, sowie die Telephongespräche ständig in beson-

d e r en

Notizenzur

ErinnerungimKirc h e n m i n i s t e r i u m

und anderen Naziinstanzen festgehalten wurden.

Die Einsetzung von BischofSeraphim(Lade)istnicht

alsEntgegenkommen gegenüberdemRegime zu bewer-

ten, wenn sich auch die Gestapo für seine Kandidatur aus-

sprach. Zu jener Zeit war Bischof Seraphim tatsächlich die

optimale Person auf diesem Posten, nicht nur weil er Deut-

schervon

Geburtwarundnatürlichdeutsc heStaats-

b ü r gerschaft

besaß.ErwargegenüberdenEulogianern

nicht feindlich eingestelltund wurde sogar von diesen als

a n n e h m b a r erKandidataufdemPostendes Hauptesder

Diözese vonB e r l i nundD e u t s c h l a n d

angesehen,erwar

kein machtgieriger Mensch und war ausgewogen.

Weder in Sremski Karlovci noch inD e u t s c h l a n ds e l b s t

erwarteten die Karlovitzer, daß der Staat für sie mit eige-

nen Kräften und beinahe ganz auf eigene Kosten eine neue

K a t h e d r a l k i rche

erbaut.Seitens

derKarlovitzer,dere n

PositionindieserFrageBischofTichonundFürstMas-

salskyvertraten,wurdenakt iveVersuchezurWa h ru n g

der Möglichkeit der Miete in den Räumlichkeiten der alten

76

K a t h e d r a l k i rche

unter-

nommen, oder gleichwer-

tige

Räumlichkeiten

zu

e rhalten. Ein solchesA u s-

maßund derartige Gro ß -

zügigkeit

erwartete

die

arme Karlovitzer Gemein-

schaft nicht. Die Entschei-

dung zumBau der neuen

Kathedrale

wurde

von

den

Nazibehörden

ohne

Teilnahme der Karlovitzer

gefällt,

undum

die

Be-

s t r ebungdie

Karlovitzer

Gemeinschaft

dafür

zu

belohnen, daß m an sie als Grundlage für die Ve r e i n i g u n g

der

russischen

Gläubigen

inD e u t s c h l a n d

a u s g e w ä h l t

hatte,spieltehiereinezweitrangige Rolle.Wiebekannt,

wollteMetropolitA n a s t a s i janHitlereinesehrneutrale

A d r esse schicken miteinemganzallgemeinenA u s d ru c k

derDankbarkeit,aberdieVe r t r eter

derKarlovitzerGe-

meinschaft inD e u t s c h l a n dhatten einen von ihnen verfaß-

ten Text bereits den Nazibehörden zur Bestätigung einge-

reicht, und es war unmöglich, danach irgend etwas zu ver-

ändern. Ich unterstreiche auch, daß die Karlovitzer Diöze-

se niemals Eigentümerdieser Kirche war, sondern sie le-

diglich zurNutzungvomStaaterhielt,wasdurcheinen

b e s o n d e ren Vertrag zwischen den Behörden in Person des

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Berlin, Kathedrale zur Auferste-
hung Christi

R e i c h s k i rchenministeriums

undderD iözesevonB e r l i n

und Deutschland bekräftigt wurde.....

DiePositionvonBischofSeraphimindenJahre n
1938-1939läßt sich hinreichend genau umschreiben. Er

warzumKompromißmitdereulogianischenGemein-

schaft bereit, aber imRahmen juristischer Dokumente be-

züglichderrussischenort hodoxen Gemeinden, dievon

den Nazisherausgegeben wurden. Auseigener Initiative

unternahm er keinerlei Schritte gegen die Eulogianer, war

jedochgezwungen,indemgenanntenjuristischenRah-

menzuhandeln.A u f g r undseiner

Positionst ießerdie

B e h ö rden dazuan,soweitdiesmöglich war, dieGleich-

schaltungdereulogianischenGemeindeninmöglichst

milder Fo rmdurc h z u f ü h r en. Seinen ersten gemeinsamen

Gottesdienst mit demDekan der eulogianischen Gemein-

den im Land, Ar chimandrit Johannes, führte er in einer eu-

logianischen Kir che durch und nicht in der Karlovitzer Ka-

thedrale, wasbeiden NazisVe r w i r r ung stiftet e. D erBi-

schof scheute sich im Brief wec hsel mit den Nazibehörd e n

nicht, sich positiv über Archimandrit Johannes und die eu-

logianischen Gemeindenzuäußern. AlsErgebnisdieser

gemäßigtenHaltungdesBischofsSeraphimwurdeder

Kompromiß zwischen der Karlovitzer Diözese und der eu-

logianischen Gemeinschaftim Reiche möglich, der durc h
die Ve r e i n b a rung vom3. November1939zwischen Erz-

bisc hof Seraphim und demVikarbischofdesMetro p o l i t e n

Evlogij,BischofSergijvon Prag,bekräf tigtundvonden

Nazis sanktioniert wurde. Gemäß dieser Vereinbarung tra-

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