gabesinden20erJahre n

im

Schloß

der

Fürsten

L e u c h t e n b e r g in Seeon und

nach dem II. Weltkrieg bis
Ende der 50er Jahre im

Saarland auf Schloß Münch-

weiler (b. Wadern). Die Kir-

che der Freifrau von Zandt,

einer gebürtigen Russin, auf

Schloß Münchweilerdiente

an

kirchlichen

Feiertagen

auch

den

Gläub igen

aus

dem Saarland als“Gem ein-

d e k i r che”,dasievieleJahre langdieeinzigeorthodoxe

Kirche im Saarland blieb.

P r ovisorischeKirc hen gabesvorallemseitder Mitte
des 19. Jh. in den deutschen Kurorten, wo deutsche Stadt-

verwaltungen, Kaufleute und Hoteliers ein gemeinsames

I n t e r esse an den zahlungskräftigen russischen Besuchern

hatten. In Bad Emsw u r de z.B. auf Initiative der Stadtver-
waltung im Jahre1857bereits ein Komitee zum Bau einer

russischenKircheinsLeben gerufen, demzunächstnur

Deutsche angehörten. In Bad Wildungen bei Kassel stellte

der Besitzer des Hotels Kaiserhof kostenloseinen Saal für

Gottesdienste zur Verfügung. In Bonn botder Besit zer des

“HotelsOber”einenGartenpavillonzurDurc h f ü h r u n g

von russischen Gottesdiensten an,“natürlich nichtohne

eigennützige Absichten, sondern in der Hoffnung, ru s s i-

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Weimar, Kirche der Hl. Maria
Magdalena (erbaut 1864)

scheGäste in sein Hotelzu

ziehen”.InBadHomburg
gab es seit Anfang der90e r

J a h r e

einBaukomitee.Das

im

Kurpark

gelegene

G r undstück

fürdieKirc h e

w u rde

von

der

Stadt

ko-

stenlos

zurVerfügungge-

stellt.InB a d e n - B a d e n

f a n-

den Gottesdienste seit
1858 in einem Privathaus

statt . In BadKissingen, Bad

Schlangenbad, in Wildbadund Bad Schwalbach wurd e n

zeitweiseFeldkirchen errichtet,die sich in angemieteten

Räumen befanden. DerBau russischer Kirchen in diesen

Städten war geplant, die Verwirklichung scheiterte an der

F i n a n z i e r ung und an Auflagen zumUnterhalt von ru s s i-

scher Seite und schließlich infolge des Kriegsausbruchsim
Jahre 1914.

Die

eigentliche

Blütezeitdesru s s i-

schen

Kirc h e n b a u s

in D e u t s c h l a n d l a g
aber im 19. Jh..

DieseKirchensind

nochheut e einein-

d r ucksvolles

Zeug-

nis

der

engen

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Berlin-Tegel, Kirche derhll.
Konstantin und Helena (erbaut
1893)

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Bad Kissingen, Kirche des hl. Sergij von
Radonesh (erbaut 1901)

Beziehungen,

die

zwischenden deut-

schen

Staaten

und

dem

Kaiserre i c h

Rußlandbestanden

und

zugleich

ein

k u l t u r h i s t o r i s c h e s

Erbe,dasdieru s s i-

schen Emigranten in

D e u t s c h l a n dseit dem Untergang des Zare n r eiches ebenso

zumErhaltverpflichtetwie deutsche Stadt-undLandes-

verwaltungen, auf deren Land diese Kirchen bestehen.
Zwischen1829und1913w u r den18russische Kir-

chen inD e u t s c h l a n derbaut: inP o t s d a mw u rde die ru s s i-
scheKirc he1829g e w e i h t ,
inB e r l i n1837in der ru s s i-

schen Botschaft “Unt er den
Linden”, in L e i p z i g 1847,
in Wi e s b a d e n 1861, in
D re s d e n 1874, in Bad Ems
1876, in B a d e n - B a d e n
1882, in Berlin Tegel 1893,
in S t u t t g a r t 1894, in B a d

H o m b u r gund
1899,inBad

D a r m s t a d t

Kissingen,

Görbersdorf und H a m b u r g
1901, in Bad Nauheim und
Bad Brückenau 1908, in

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Bad Nauheim, Kirche des hl.
Seraphim von Sarov

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Baden-Baden, Kirche zur Verklärung
Christi (erbaut 1882)

L e i p z i gundDanzig
1913. DerA u s b ru c h

des I. Weltkriegesbe-

endete

dann

diese

erste

Phase

der

Bautätigkeit

ru s s i-

scher

Kirchen

auf

deutschem Boden.

Ein

Projekt,

das

schließlichaufgru n d

desKriegsausbruchs

nicht

mehr

verwirklicht

werd e n

konnte, warder Bau einer repräsentativen Kathedrale in

B e r l i n . D er Wunsch nach einer größeren Kirche in B e r l i n
bestand bereits s eit Anfang der 90er Jahre des 19. Jh. Im
J a h r e 1895 hatte der Petersburger Metropolit seinen

SegenzurSammlungvonGeldernzwec ksErrichtung

einer Kirc he inB e r l i ngegeb en, da die kleine Hauskapelle

in der Botschaft viel zu klein für die russische Gemeinde
w a r . Sie bot höchstens 120 Gläub igen Platz, doch kamen
zu den Gottesdiensten oft bis zu 300Gläubige. Die Pläne

zumBaueinergrößerenKirchewurdendannimJahre
1922/1923nachderSchließungderBotschaftskirc h e

wieder aufgegriffen.

DierussischenKircheninD e u t s c h l a n dw u rdenvor

demWeltkrieg von Angehörigen allerorthodoxen Natio-

nalitätenbesucht,daesmitAusnahme dergriechischen

S a l v a t o r k i r che in München, der griechischen “Agia Sofia”
K i rcheinB e r l i n(seit1905)undderru m ä n i s c h e n

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Bad Ems, Kirche der hl. Alexandra (er-
baut 1876)