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? – Die Hl. Äbtissin Lioba von Bischofsheim

Gebet. Sie selbst warf sich an den Stufen des Altars nieder und betete. Aber der Sturm

wurde immer ärger und drohte das Gebäude nieder zu werfen. Auch ihre Base Thekla

ruft ihr zu: “O Liebe, Liebe! auf dir beruht die Hoffnung dieses Volkes hier und das Ziel

ihrer Wünsche. Steh auf und rufe zu deiner Frau, der Heiligen Gottesgebärerin, auf daß

wir durch Ihre Fürbitten von der Gefahr dieses Sturmes errettet werden. “ Auf diese

Worte stand sie auf, legte ihr Obergewandt ab, öffnete die Türflügel der Kirche, stellte

sich auf die Schwelle des Eingangs und machte da das Zeichen des Kreuzes, indem sie

zum Schutze gegen das Wüten des Sturmes den Namen der göttlichen Majestät

aussprach. Dann rief sie mit ausgebreiteten Armen dreimal laut die Erbarmung Christi

an und bat Ihn um der Fürbitten und Verdienste Seiner Mutter Maria willen, dem Volk

seine Hilfe zu gewähren. Darauf verstummten die Donner , der Sturm legte sich, die

Heiterkeit des Himmels kehrte zurück, und alles Volk lobte Gott für diese durch die hl.

Lioba erhaltene Gnade. Einmal war eine von den Klosterjungfrauen, Namens

Willeswind, welche sich durch ihren Lebenswandel sehr auszeichnete, so krank, daß sie

mit Erlaubnis der Äbtissin zu ihren nahen Eltern getragen wurde. Da man nach einiger

Zeit ihren Tod erwartete, ließen die Eltern die Äbtissin bitten, daß sie durch ihr Gebet

die scheidende Seele bei Gott empfehle. Die hl. Lioba kam nun selbst und fand ihre

Verwandten klagend um das Bett stehen, die Kranke, aber mit einem Tuche bedeckt,

wie wenn sie schon gestorben wäre. Lioba ließ das Tuch wegnehmen, berührte die

Kranke und überzeugte sich, daß sie noch lebe, was sie auch den Umstehenden

mitteilte. Dann ließ die aus dem Kloster Milch holen und den Löffel, welchen sie selbst

gewöhnlich bei Tisch gebrauchte. Sie segnete die Milch und träufelte mit dem Löffel

etwas davon der Krankenin den Mund. Dadurch wurde sie so erquickt, daß sie die

Augen aufschlug und wieder zu sprechen begann. Am folgenden Tag konnte sie schon

andere Speise genießen und nach 7 Tagen kehrte sie, wieder bei Kräften, ins kloster

zurück. Sie lebte noch mehrere Jahre nach dem Tod der hl. Lioba in einem Kloster in

Thüringen, bis zur Zeit König Ludwigs des Frommen, der im Jahre 814 zur Regierung

kam. Durch solche Wunderzeichen wurde der Glaube unter den gemanischen

Völkerschaften stärker angefacht und der gute Ruf des Klosters verbreitete sich immer

mehr, so daß viele edle und mächtige Männer ihre Töchter demselben anvertrauten

und viele Matronen die Welt verließen und dort den Schleier nahmen. Dennoch hatte

das Kloster in Bischofsheim geringe Mittel für den Lebensunterhalt, wie aus einem

Trostbrief des hl. Lullus, wahrscheinlich im Auftrags des hl. Bonifacius an sie

geschrieben, hervorgeht, in welchem er unter Hinweisung auf Aussprüche Chrsiti sie

ermahnt, diese Armutgeduldig zu ertragen.

Inzwischen rüstete der hl. Erzbischof Bonifacius zur Abreise nach Friesland, um dort

neuerdings das Evangelium zu verkünden. Er rief daher seinen Schüler Lul, der dann

sein Nachfolger als Erzbischof von Mainz wurde, übertrug ihm die Sorge für die

gläubigen Völker und gab ihm sonnstnoch mehrere Aufträge besonders wegen des

von ihm gegründeten Klosters und der Kirche in Fulda., namentlich, das er dort nach

seinem Tog begraben werden solle. Auch der hl. Lioba gab er noch mehrere väterliche

Ermahnungen, sie solle in ihrer Stellung mutig ausharren und bei den Trübsalen des

Lebens stehts an das paulilische Wort sich erinnern, daß diese in keinem Vergleiche

stehen zu der Herrlichkeit, die uns einst dort drüben erwartet. Dann empfahl er sie

dringend dem Erzbischofe Lullus und den älteren Mönchen des Klosters Fulda, welche

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? – Die Hl. Äbtissin Lioba von Bischofsheim

zugegen waren, indem er sie ermahnte, daß sie mit aller Verehrung für siesorgen und

nach ihrem Tode sie an seiner Seite beisetzen sollten. Hierauf gab er ihr zum Andenken

seine Cuculle und reiste dann nach Friesland, wo er bald nach seiner Ankunft am 5. Juni

den Martertod erlitt. Die hl. Lioba aber verharrte standhaft im Werke Gottes, indem sie

nicht die Erde sondern den Himmel erben wollte. Auch vom Frankenkönig Pipin

wurde sie sehr geachtet, so wie von dessen Söhnen Karl und Karlmann, besonders aber

von Karl, der die hl. Lioba häufig zu sich einlud, sie mit großer Verehrung empfing und

sie reichlich beschenkte. Auch die Gemahlin des damaligen Königs Karl, Hildegard,

hatte eine große Verehrung für sie; ja dieselbe liebte sie wie ihre eigene Seele und

wünschte, daß sie immer bei ihr bleiben möchte, um an ihren Worten und Beispielen

sich zu erbauen. Aber die hl. Lioba scheute das Hofleben und kehrte immer bald

wieder in ihr Kloster zurück, oder besuchte als Führerin die anderen Frauenklöster, um

die dort wohnenden Jungfrauen zur Vollkommenheit im geistlichen Leben anzuleiten.

Nachdem die hl. Lioba auf solche Weise unter vielen Beweisen der Hochachtung aber

auch mancher Kämpfe und Sorgen ein hohes Alter erreicht hatte und mehr als 25 Jahre

dem Kloster in Bischofsheim vorgestanden war, zog sie sich auf Grund des Rates des hl.

Lullus des Erzbisvchofs von Mainz in den 4 Meilen südlich von Mainz gelegenen Ort

Schonersheim zurück, wo sie mit den dortigen Dienerinnen Gottes dem Herrn Tag und

Nacht in Gebet und Fasten diente. Da sich während dieser Zeit König Karl in Aachen

aufhielt, schickte die Königin zur hl. Lioba und lies sie bitten , nach Aachen zu kommen,

weil sie sehr wünschte, sie nochmal zu sehen, ehe sie das Zeitliche verließe. Obwohl

diese Reise der hl. Lioba beschwerlich fiel, verstand sie sich dazu. In Aachen

angekommen bat sie alsbald um die Erlaubnis, wieder in ihr Kloster zurückkehren zu

dürfen. Obwohl die Königin dringend verlangte, daß sie noch einige Tage bei ihr

bleiben möchte, so weigerte sich doch die hl. Lioba, stürzte aber mit erregter Stimme in

die Arme der Freundin, küßte ihr den Mund, die Stirne und die Augen, blieb lange in

dieser Umarmung und verlies die zuletzt mit den Worten: “Lebe wohl auf ewig,

geliebte Frau und Schwester! Lebe wohl, du kostbarer Teil meiner Seele! Christus

unser Schöpfer und Erlöser verleihe uns, daß wir uns am Tage des Gerichts ohne

Beängstigung wieder sehen; in diesem Leben werden wir uns von heute an nicht

wieder sehen.” Bald nach der Rückkehr der hl. Lioba in ihr Kloster in Schonersheim

erkrankte sie. Sie lies den ehrwürdigen Priester Torabert ein Engländer, der immer ihr

geistlicher Vater gewesen war, rufen empfing die Göttlichen Mysterien und gab dann

Gott ihre Seele, die sie durch seine Gnade rein und unbefleckt bewahrt hatte, mit

Freuden wieder zurück. Sie starb an einem 28. Sept. um das Jahr 778. Ihren Leib

brachten die Fuldauer Mönche in Begleitung vornehmer Personen in ihr Kloster nach

Fulda, um ihn neben dem hl. Bonifacius zu begraben, wie es dieser ausdrücklich

verlangt hatte. Weil sie sich aber scheuten, das Grab des hl. Märtyrers zu öffnen, so

begruben sie denselben an der nördlichen Seite des Altars, welchen der hl. Bonifacius

selbst zu Ehren des Heilandes und seiner Zwölf Apostel geweiht hatte. 819 wurden die

Gebeine der hl. Lioba wegen Umbauarbeiten umgebettet; in die südliche Halle neben

den Altar des Geistl. Märt. Ignatius. Am Grab der hl. Lioba geschahen viele Wunder,

zwei von ihnen hat ihr Biograph Rudolfus , welcher selbst Augenzeuge diese Wunder

war, aufgezeichnet. Ein Mann, dessen Arm von einem eisernen Ring so fest

umschlossen war, daß das Fleisch darüber wuchs, wurde nachdem er am Grabe der hl.

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? – Die Hl. Äbtissin Lioba von Bischofsheim

Lioba gebetet hatte von diesen Ring dadurch befreit, das er von selbst abfiel. Von

einem Spanier berichtet derselbe Biograph. Dieser wurde von einem beständigen

Schütteln und Zittern an allen Gliedern geplagt und hatte überall vergeblich Hilfe

gesucht. Am Grabe der hl. Lioba wurde er von seiner Plage geheilt. Schon früh wurden

viele Reliquien der hl. Lioba vergeben, nach Mainz, nach Tauberbischofsheim, an

Herzog Wilhelm von Baiern und an viele andere Orte in Deutschland, so daß in Fulda

nur wenige Reliquien der Heiligen übrigblieben. Nachrichten über das Kloster der hl.

Lioba in Bischofsheim fehlen ganz und man vermutet, das es sich bereits kurz nach der

Übersiedelung der Heiligen nach Schonersheim aufgelöst hat. Im Jahre 1636 wurde in

Bischofsheim ein Franziskanerkoster gegründet, die ehemalige Klosterkirche ist heute

Gymnasiumskirche. Reliquien der hl. Lioba sollen sich noch in dieser Kirche befinden.

Der hl. Serafim und der Bär

Gedächtnis am 2. Januar und am 19. Juli

Der hl. Seraphim von Sarow weihte sich schon in jungen Jahren Gott. Als er sein 19.

Lebensjahr vollendete, bat er seine Mutter um den Segen um ins Kloster zu gehen. Mit

einem großen kupfernen Kreuz segnete ihn seine Mutter für das entsagungsreiche

Mönchsleben, und bis zu seinem Tod trug er, von da ab,dieses mütterliche Kreuz auf

seiner Brust.

Das Sarowsker Kloster, wohin Seraphim kam, war von allen Seiten von tiefem Wald

umgeben. Hier baute er sich im Waldesinneren eine kleine Blockhütte, und begann,

fern von der Welt, Tag und Nacht im Gebet zu verbringen. Oft ertrug der hl. Seraphim

Kälte, Hunger und jede andere Entbehrung. So verbrachte er viele Jahre. Als er endlich

die Türen seiner Zelle öffnete, begannen die Leute scharenweise zu ihm zu kommen

und ihn um seine Gebete zu bitten. Sie brachten dem Heiligen Wachskerzen, damit er

sie zur Zeit seines Gebetes vor den Ikonen aufstellte, da doch die Kerzen vor den

Ikonen so brennen, wie die Seelen der Menschen im Gebet vor Gott. Und Tag und

Nacht brannten soviele Kerzen in dieser kleinen Zelle, daß es sogar im Winter, an den

allerkältesten, eisigsten Tagen, von ihnen in ihr heiß war. Der Ofen wurde niemals

angeheizt.

"Ich kann nicht" : sagte der hl. Seraphim des öfteren, "in meinen Gebeten vor

Gott alle Namen derjenigen aufsagen, die mich um mein Gebet gebeten haben, denn es

sind zu viele; aber ich zünde ihre Kerzen an und bete: ` Herr, gedenke all der Leute,

deiner Knechte, für deren Seelen ich Armseliger Dir diese Kerzen und Lampaden

angezündet habe ! ` “

Der hl. Seraphim betete ununterbrochen zu Gott. Dadurch entbrannte sein Herz in

immer größerer Liebe. Und er liebte nicht nur Gott sondern auch die ganze Schöpfung

Gottes, die ganze von Gott geschaffene Natur. So sehr reinigte er sich von jeder Sünde

durch das ununterbrochene Gebet und das Gedächtnis Gottes, daß sein Leben

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Der Hl Seraphim und der Bär; Leben d. hl Seraphim v.

Sarov

Gedächtnis am 2. Januar und am 19. Juli

Verfasser:

Vr. Michael (Kresin)

Übersetzer:

2. Januar

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2. Januar – Der Hl Seraphim und der Bär; Leben d. hl Seraphim v. Sarov
durch das ununterbrochene Gebet und das Gedächtnis Gottes, daß sein Leben

demjenigen der ersten Menschen im Paradies ähnlich wurde, wo die Tiere dem

Menschen dienten und weder sich gegenseitig, noch dem Menschen Böses zufügten.

Nachts kamen zu der Zelle des Heiligen Bären und Wölfe, Hasen und Füchse, sogar

Schlangen krochen heran und Eidechsen, und andere Kriechtiere. Der hl. Seraphim kam

aus seiner Zelle heraus und begann sie aus seinem Bastkorb heraus, in dem er seinen

wöchentlichen Proviant aufbewahrte, zu füttern. Und wieviele Tiere auch zu dem

Starzen kommen mochten, das Brot reichte immer für alle.

Und einmal geschah folgendes;

Eine Nonne kam zum hl. Seraphim und sah, wie er in der Nähe seiner Zelle auf einem

Baumstumpf sitzt und bei ihm steht ein riesiger Bär. Vor Schreck erstarrte sie auf der

Stelle und schrie aus Leibeskräften:

"Väterchen! Ich sterbe! ", und lies sich fallen. Starez Seraphim, hatte die

Stimme gehört, schlug den Bären leicht und winkte ihm mit der Hand. Da ging der Bär,

so als würde er verstehen, in die Richtung, in die Vater Seraphim gezeigt hatte, in den

dichten Wald. Die Nonne, die das alles beobachtet hatte zitterte vor Angst. Der Starez

Seraphim ging zu ihr hin und sagte:"Erschrecke nicht, hab keine Angst! "

Sie aber fuhr trotzdem fort zu schreien:

"Oh, ich sterbe! "

"Nein Matuschka du stirbst nicht. Der Tod ist weit von dir entfernt, sondern dies

ist Freude! " Und hiermit führte er sie zu demselben Baumstumpf, auf dem er vorhin

gesessen hatte. Betend setzte er die Nonne auf den Baumstumpf und setzte sich selbst.

Sie hatten sich noch nicht ganz gesetzt, als plötzlich derselbe Bär aus dem Dickicht

wieder heraus kam, zum hl. Seraphim hinging und sich ihm zu Füßen legte. Die Nonne,

die ein so schreckliches Tier so nahe bei sich sah, war zuerst in großer Furcht und

zitterte. Der hl. Seraphim ging ganz furchtlos mit ihm um, wie mit einem demütigen

Lamm, und begann sogar ihn aus der Hand mit Brot zu füttern. Da begann auch die

Nonne allmählich mutiger zu werden. Das Gesicht des großen Starzen war zu jener

Zeit besonders wundervoll. Es war hell wie bei einem Engel und freudenvoll.

Schließlich, als sich die Nonne völlig beruhigt hatte, und der Starez fast sein ganzes Brot

verfüttert hatte, gab er ihr den letzten Brocken und befahl ihr den Bären zu füttern. Sie

aber antwortete:

“ Ich habe Angst Väterchen, daß er mir dabei die Hand abbeißt! "

Starez Seraphim schaute auf, lächelte und sagte:

"Nein, Matuschka, glaube mir, er beißt dir deine Hand nicht ab. "

Da nahm sie das gereichte Brot und fütterte ihn mit solcher Freude, daß sie wünschte

ihn noch mehr zu füttern, denndas Tier war ihr gegenüber ganz sanft, durch die

Gebete des Heiligen.

Als der gerechte Seraphim sah, daß bei der Nonne alle Furcht verflogen war, sagte er:

"Erinnere dich Matuschka, dem gerechte Gerassim am Jordan diente ein

Löwe, aber dem armseligen Seraphim" , so nannte er sich in seiner Demut immer ",

dient ein Bär. Ja, die Tiere dienen uns! Aber du Matuschka verzweifelst! Nun, worüber

müßten wir denn verzweifeln? Darüber, wenn ich nun eine Scheere nehmen würde

und ihn scheeren würde. Solches hier, wirkt die Liebe! Es gibt keine größere Kraft in

der Welt als die Liebe! Nur durch die Liebe besteht die Welt und nur durch die Liebe

bewegt sich das Leben."